Holospektrum verstehen
Definition: Was ist Holospektrum?
Holospektrum (auch Vollspektrum genannt) ist eine erweiterte Frequenzanalysetechnik in Rotordynamik das gleichzeitig X und Y (horizontal und vertikal) verarbeitet Vibration Messungen zur Trennung der Wellenbewegung in Vorwärtspräzessionskomponenten (Umlauf in gleicher Richtung wie die Rotation) und Rückwärtspräzessionskomponenten (Umlauf entgegen der Rotation). Im Gegensatz zu herkömmlichen Spektren Im Gegensatz zu den Holospektren, die nur die Schwingungsstärke anzeigen, zeigt das Holospektrum sowohl positive Frequenzen (vorwärts) als auch negative Frequenzen (rückwärts) an und liefert so vollständige Informationen über die Richtung der Rotorumlaufbewegung, die für die Diagnose von Instabilitäten, die Identifizierung erzwungener und selbsterregter Schwingungen und die Charakterisierung des dynamischen Verhaltens des Rotors von entscheidender Bedeutung sind.
Holospectrum wird hauptsächlich verwendet mit Näherungssensor Messungen (XY-Paare) an kritischen Turbomaschinen, die Phänomene aufdecken, die in Standard-Einachsenspektren nicht sichtbar sind. Es handelt sich um ein Diagnosetool auf Expertenniveau für Rotordynamikspezialisten, die komplexe Schwingungsprobleme in Turbinen, Kompressoren und Generatoren beheben.
Theoretische Grundlagen
Vorwärts- vs. Rückwärtspräzession
- Vorwärtspräzession: Das Wellenzentrum kreist in der gleichen Richtung wie die Wellenrotation (am häufigsten)
- Rückwärtspräzession: Die Welle dreht sich entgegen der Drehrichtung (deutet auf spezifische Probleme hin)
- Bedeutung: Die Richtung gibt Aufschluss über den Anregungsmechanismus und die Fehlerart
Standardspektrumbegrenzung
- Einachsige FFT kann nicht vorwärts von rückwärts unterscheiden
- Beide erscheinen als gleiche Frequenzkomponente
- Richtungsinformationen verloren
- Mehrdeutigkeit bei der Interpretation
Holospectrum-Lösung
- Verarbeitet XY-Messungen gemeinsam
- Mathematische Trennung von Richtungskomponenten
- Vorwärts: positive Frequenzen
- Rückwärts: negative Frequenzen
- Vollständige Charakterisierung der Rotorbewegung
Anwendungen und Diagnose
Instabilitätsdiagnose
- Ölwirbel/Peitsche: Erscheint bei negativen Frequenzen (zunächst Rückwärtspräzession)
- Dampfwirbel: Subsynchrone Rückwärtskomponente
- Identifikation: Holospectrum erkennt sofort Instabilität vs. Ungleichgewicht
Erzwungene vs. selbsterregte Schwingung
- Unwucht (erzwungen): Starke Vorwärtskomponente bei 1×, minimale Rückwärtskomponente
- Instabilität (Selbsterregung): Signifikante Rückwärtskomponente
- Unterscheidung: Klar im Holospektrum, mehrdeutig im Standardspektrum
Rotorreibungserkennung
- Durch Reibung entstehen oft rückwärtige Komponenten
- Reibungskräfte treiben die umgekehrte Präzession an
- Holospektrum zeigt reibungsbedingte Rückwärtsbewegung
Kreiseleffekte
- Vorwärts- und Rückwärtswirbelmodi trennen sich bei unterschiedlichen Frequenzen
- Holospektrum zeigt beide Modi deutlich
- Validiert rotordynamische Modelle
Datenanforderungen
XY-Messpaar
- Zwei senkrechte Schwingungsmessungen erforderlich
- Typischerweise von einem XY-Näherungssondenpaar
- Muss räumlich 90° auseinander liegen
- Synchronisiertes Sampling unerlässlich
Relative Phase
- Quadraturbeziehung zwischen X und Y ermöglicht Richtungsbestimmung
- X führt Y um 90° → vorwärts
- X hinkt Y um 90° hinterher → rückwärts
- Phasengenauigkeit entscheidend
Interpretation
Holospektrum-Anzeige
- Horizontale Achse: Frequenz (positiv für vorwärts, negativ für rückwärts)
- Vertikale Achse: Amplitude
- Nullpunkt: Nullfrequenz in der Mitte des Diagramms
- Rechte Seite: Vorwärtspräzessionskomponenten (+1×, +2× usw.)
- Linke Seite: Rückwärtspräzessionskomponenten (-1×, -2× usw.)
Typische Muster
Gesunder Rotor
- Große Vorwärtskomponente bei +1× (Unwucht)
- Kleine oder keine Rückwärtskomponenten
- Zeigt normale erzwungene Vibration an
Ölwirbel
- Signifikante Komponente bei negativer subsynchroner Frequenz
- Beispiel: -0,45× (rückwärts bei 45% Rotordrehzahl)
- Diagnose bei lagerbedingter Instabilität
Fehlausrichtung
- Starke +2× Vorwärtskomponente
- Minimale Rückwärtsbewegung
- Bestätigt erzwungene Vibrationen durch Fehlausrichtung
Vorteile
Diagnostische Klarheit
- Unterscheidet sofort Instabilität von Ungleichgewicht
- Identifiziert Rotorreibungszustände
- Charakterisiert komplexe Rotorbewegungen
- Reduziert diagnostische Mehrdeutigkeiten
Vollständigkeit
- Vollständige Informationen zur Orbitalbewegung
- Kein Informationsverlust (im Vergleich zur einachsigen Analyse)
- Vollständiges Bild der Rotordynamik
Einschränkungen
Erfordert XY-Messungen
- Gilt nicht für einachsige Daten
- Erfordert Näherungssondenpaare oder synchronisierte Beschleunigungsmesser
- Teurere Instrumente
Komplexität
- Komplexer als das Standardspektrum
- Erfordert ein Verständnis der Präzessionskonzepte
- Dolmetschen erfordert Fachwissen
- Keine Routineanalysetechnik
Eingeschränkte Anwendung
- Primär für Rotordynamikprobleme
- Weniger geeignet für Lagerdefekte, Getriebe
- Spezialwerkzeug, kein Allzweckwerkzeug
Wann wird Holospectrum verwendet?
Geeignete Fälle
- Verdacht auf Rotorinstabilität
- Subsynchrone Schwingungsuntersuchung
- Reibdiagnose
- Fehlerbehebung bei kritischen Turbomaschinen
- Validierung der Rotordynamik
Nicht erforderlich für
- Routinemäßige Unwucht oder Fehlausrichtung
- Lagerdefektanalyse
- Einachsige Messungen
- Allgemeine Maschinenuntersuchungen
Die Holospektrumanalyse ist eine fortschrittliche Rotordynamik-Diagnosetechnik, die durch die Trennung von Vorwärts- und Rückwärtspräzessionskomponenten eine vollständige Charakterisierung der Orbitalbewegung ermöglicht. Obwohl spezielle XY-Messungen und Fachwissen erforderlich sind, liefert die Holospektralanalyse einzigartige diagnostische Erkenntnisse – insbesondere hinsichtlich Instabilitäten und Reibungen –, die mit der herkömmlichen einachsigen Spektralanalyse nicht gewonnen werden können. Damit ist sie ein unverzichtbares Werkzeug für die spezialisierte Analyse komplexer Rotordynamikprobleme in kritischen Turbomaschinen.