Bandpassfilter verstehen
Definition: Was ist ein Bandpassfilter?
Bandpassfilter (BPF) ist ein frequenzselektives Signalverarbeitungselement, das Vibration Komponenten innerhalb eines bestimmten Frequenzbandes werden durchgelassen, während Komponenten unterhalb und oberhalb dieses Bandes gedämpft werden. Es kombiniert die Eigenschaften eines Hochpassfilters (blockiert niedrige Frequenzen) und eines Tiefpassfilters (blockiert hohe Frequenzen), um ein “Fenster” zu erstellen, das nur einen ausgewählten mittleren Frequenzbereich durchlässt. Bandpassfilter werden durch ihre Mittenfrequenz, Bandbreite und Filterordnung/Steilheit definiert.
In der Schwingungsanalyse sind Bandpassfilter unerlässlich für Hüllkurvenanalyse (Isolierung von Lageraufprallfrequenzen), gezielte Diagnose (Untersuchung bestimmter Frequenzbereiche) und Beseitigung unerwünschter Vibrationen außerhalb des relevanten Frequenzbands, um das Signal-Rausch-Verhältnis und die Messklarheit zu verbessern.
Filterparameter
Mittenfrequenz (f0)
- Mitte des Durchlassbereichs
- Frequenz der maximalen Filterreaktion
- Ausgewählt basierend auf dem Frequenzinhalt von Interesse
- Wird normalerweise so gewählt, dass die Resonanz- oder Fehlerfrequenz übereinstimmt
Bandbreite (BW)
- Definition: Frequenzbereich zwischen -3 dB-Punkten (f_high – f_low)
- Schmalband: BW < 10% der Mittenfrequenz (hochselektiv)
- Breitband: BW > 50% der Mittenfrequenz (weniger selektiv)
- Q-Faktor: Q = f0 / BW (höheres Q = schmaler, selektiver)
Filtereigenschaften
- Untere Grenzfrequenz (f_low): Frequenz, bei der die untere Neigung -3 dB erreicht
- Obere Grenzfrequenz (f_high): Frequenz, bei der die obere Neigung -3 dB erreicht
- Formfaktor: Verhältnis der Sperrband- zur Durchlassbandbreite (Maß für die Selektivität)
Anwendungen in der Schwingungsanalyse
1. Hüllkurvenanalyse (Primäre Anwendung)
Entscheidender erster Schritt bei der Erkennung von Lagerdefekten:
- Bandauswahl: 500 Hz – 10 kHz oder 1 kHz – 20 kHz typisch
- Zweck: Isolieren Sie hochfrequente Lagerresonanzen, die durch Stöße angeregt werden
- Prozess: BPF → Hüllkurvenerkennung → FFT des Umschlags
- Ergebnis: Erweitert Lagerfehlerfrequenzen deutlich sichtbar
2. Resonanzbandanalyse
- Filtern Sie um die Struktur- oder Lagerresonanzfrequenz
- Isolieren Sie Energie bei Resonanz von anderen Frequenzen
- Bewerten Sie Anregung und Reaktion in einem bestimmten Modus
- Nützlich für die Fehlerbehebung bei Resonanzen
3. Frequenzbereichsisolierung
- Fokus auf spezifischen diagnostischen Frequenzbereich
- Beispiel: 10–100 Hz für die Niederfrequenzanalyse
- Entfernt Niederfrequenzdrift und Hochfrequenzrauschen
- Verbessert die Klarheit der interessanten Frequenzen
4. Zahnrad-Intervall-Isolation
- BPF zentriert auf der Zahnradeingriffsfrequenz
- Überträgt Netzfrequenz und Seitenbänder
- Sperrt andere Getriebestufen und Lagerfrequenzen
- Ermöglicht eine gezielte Getriebeanalyse
Bandpassfilter-Design
Kaskadierter Tiefpass und Hochpass
Häufigste Implementierung:
- Hochpassfilter blockiert Frequenzen unterhalb von f_low
- Tiefpassfilter blockiert Frequenzen über f_high
- Reihenschaltung erzeugt Bandpass
- Jeder Filter trägt zur Gesamtselektivität bei
Direktes Bandpass-Design
- Optimiert als Einzelfilter statt als Kaskade
- Komplexer, kann aber bessere Eigenschaften erreichen
- Wird in speziellen Anwendungen verwendet
Praktische Überlegungen
Kompromisse bei der Bandbreitenauswahl
Schmale Bandbreite
- Vorteile: Bessere Selektivität, stärkere Unterdrückung benachbarter Frequenzen
- Nachteile: Kann Frequenzschwankungen übersehen, erfordert präzise Abstimmung
- Verwenden: Wenn die genaue Frequenz bekannt und stabil ist
Große Bandbreite
- Vorteile: Erfasst Frequenzschwankungen, weniger kritische Abstimmung
- Nachteile: Geringere Unterdrückung unerwünschter Frequenzen in der Nähe
- Verwenden: Wenn die Frequenz variiert oder ein bestimmter Frequenzbereich benötigt wird
Für die Hüllkurvenanalyse
- Typische Bands: 500–2000 Hz, 1000–5000 Hz, 5000–20000 Hz
- Auswahl: Wählen Sie ein Band mit guter Lagerresonanzanregung
- Verifizieren: Überprüfen Sie das Rohbeschleunigungsspektrum, um Resonanzen zu identifizieren
- Optimieren: Passen Sie es an, um das Lagerdefektsignal zu maximieren
Filtereffekte auf Signale
Zeitwellenformeffekte
- Die gefilterte Wellenform zeigt nur Frequenzen im Durchlassbereich
- Erscheint als modulierter Träger (bei schmalem Band)
- Entfernt niederfrequente Schwankungen und hochfrequentes Rauschen
- Kann die Interpretation von Wellenformen vereinfachen
Spektrumeffekte
- Durchlassbereichsamplituden bleiben erhalten
- Reduzierte Sperrbandamplituden (typischerweise 40–80 dB)
- Saubereres Spektrum mit Fokus auf das interessierende Band
- Grundrauschen wird gesenkt, wenn das Rauschen außerhalb des Durchlassbereichs liegt
Digitale vs. analoge Bandpassfilter
Analoge Filter
- Hardwareimplementierung im Signalpfad
- Echtzeitbetrieb
- Feste Eigenschaften nach der Entwicklung
- Wird bei Anti-Aliasing und Signalaufbereitung verwendet
Digitale Filter
- Softwareverarbeitung nach der Digitalisierung
- Einstellbare Parameter
- Kann nach der Abholung angebracht/entfernt werden
- Moderne Analysatoren bieten umfangreiche digitale BPF-Optionen
Gängige Anwendungen nach Frequenzbereich
Niederfrequenz-Bandpass (10–200 Hz)
- Unwucht- und Fehlausrichtungsanalyse
- Überwachung von Maschinen mit niedriger Geschwindigkeit
- Fundament- und Strukturschwingungen
Mittelfrequenz-Bandpass (200–2000 Hz)
- Zahneingriffsfrequenzen
- Schaufel-/Flügeldurchgangsfrequenzen
- Geringere Lagerfehlerhäufigkeit
Hochfrequenz-Bandpass (2-40 kHz)
- Lagerdefekt-Hüllkurvenanalyse
- Hochfrequente Stöße
- Ultraschallfrequenzen
- Lagerresonanzanregung
Bandpassfilter sind vielseitige Signalverarbeitungswerkzeuge, die eine gezielte Analyse bestimmter Frequenzbereiche ermöglichen und gleichzeitig unerwünschte nieder- und hochfrequente Komponenten ausblenden. Die Beherrschung der Auswahl und Anwendung von Bandpassfiltern – insbesondere für die Hüllkurvenanalyse und die Frequenzbereichsisolierung – ist für eine erweiterte Schwingungsdiagnose und die effektive Extraktion diagnostischer Informationen aus komplexen Schwingungssignaturen unerlässlich.