Verständnis der Eigenformen in der Rotordynamik
Definition: Was ist eine Eigenform?
A Modusform (auch Schwingungsmodus oder Eigenmodus genannt) ist das charakteristische räumliche Verformungsmuster, das ein Rotor System nimmt an, wenn es an einer seiner Eigenfrequenzen. Es beschreibt die relative Amplitude und Phase der Bewegung an jedem Punkt entlang des Rotors, wenn das System frei mit einer bestimmten Resonanzfrequenz schwingt.
Jede Eigenform ist mit einer bestimmten Eigenfrequenz verknüpft. Zusammen bilden sie eine vollständige Beschreibung des dynamischen Verhaltens des Systems. Das Verständnis der Eigenformen ist grundlegend für Rotordynamik, da sie bestimmen, wo kritische Geschwindigkeiten auftreten und wie der Rotor auf verschiedene Anregungskräfte reagiert.
Visuelle Beschreibung der Eigenformen
Die Eigenformen können als Durchbiegungskurven der Rotorwelle visualisiert werden:
Erster Modus (Grundmodus)
- Form: Einfacher Bogen oder Bogen, wie ein Springseil mit einem einzigen Buckel
- Knotenpunkte: Null (die Welle wird durch Lager gestützt, die als ungefähre Knoten fungieren)
- Maximale Auslenkung: Typischerweise in der Nähe der Mitte zwischen den Lagern
- Frequenz: Niedrigste Eigenfrequenz des Systems
- Kritische Geschwindigkeit: Die erste kritische Geschwindigkeit entspricht diesem Modus
Zweiter Modus
- Form: S-Kurve mit einem Knotenpunkt in der Mitte
- Knotenpunkte: Ein interner Knoten, bei dem die Wellendurchbiegung Null ist
- Maximale Auslenkung: Zwei Standorte, einer auf jeder Seite des Knotens
- Frequenz: Höher als der erste Modus, typischerweise 3-5 mal die Frequenz des ersten Modus
- Kritische Geschwindigkeit: Zweite kritische Drehzahl
Dritter Modus und höher
- Form: Immer komplexere Wellenmuster
- Knotenpunkte: Zwei für den dritten Modus, drei für den vierten Modus usw.
- Frequenz: Progressiv höhere Frequenzen
- Praktische Bedeutung: Normalerweise nur für sehr schnelldrehende oder sehr flexible Rotoren relevant
Wichtige Merkmale der Eigenformen
Orthogonalität
Verschiedene Modenformen sind mathematisch orthogonal zueinander, d. h. sie sind unabhängig. Energiezufuhr bei einer Modenfrequenz regt keine anderen Moden an (in idealen linearen Systemen).
Normalisierung
Die Eigenformen werden typischerweise normalisiert, d. h. die maximale Auslenkung wird zu Vergleichszwecken auf einen Referenzwert (oft 1,0) skaliert. Die tatsächliche Auslenkungsgröße hängt von der Antriebsamplitude und Dämpfung.
Knotenpunkte
Knoten sind Stellen entlang der Welle, an denen die Auslenkung während der Schwingung in diesem Modus Null bleibt. Die Anzahl der internen Knoten ist gleich (Modusnummer – 1):
- Erster Modus: 0 interne Knoten
- Zweiter Modus: 1 interner Knoten
- Dritter Modus: 2 interne Knoten
Schwingungsbäuche
Schwingungsbäuche sind Stellen mit maximaler Auslenkung in einer Eigenform. Dies sind die Punkte mit der größten Spannung und dem größten Ausfallpotenzial bei Resonanzschwingungen.
Bedeutung in der Rotordynamik
Vorhersage der kritischen Geschwindigkeit
Jede Eigenform entspricht einer kritische Geschwindigkeit:
- Wenn die Rotorbetriebsgeschwindigkeit einer Eigenfrequenz entspricht, wird diese Eigenform angeregt
- Der Rotor lenkt entsprechend dem Eigenformmuster ab
- Unwucht Kräfte verursachen maximale Vibrationen, wenn sie mit den Schwingungsbäuchen ausgerichtet sind
Ausgleichsstrategie
Leitfaden zu den Eigenformen Bilanzierung Verfahren:
- Starre Rotoren: Betrieb unterhalb der ersten kritischen Drehzahl; einfaches Auswuchten in zwei Ebenen ausreichend
- Flexible Rotoren: Betrieb oberhalb der ersten kritischen Grenze; kann erfordern modaler Ausgleich gezielte Ausrichtung auf bestimmte Eigenformen
- Position der Korrekturebene: Am wirksamsten, wenn es an den Schwingungsbäuchen platziert wird
- Knotenstandorte: Das Hinzufügen von Korrekturgewichten an Knoten hat nur minimale Auswirkungen auf diesen Modus
Fehleranalyse
Eigenformen erklären Ausfallmuster:
- Ermüdungsrisse treten typischerweise an Schwingungsbäuchen auf (maximale Biegespannung).
- Lagerausfälle treten häufiger an Stellen mit hoher Durchbiegung auf
- Reibungen treten dort auf, wo der Rotor durch die Wellendurchbiegung in die Nähe stationärer Teile gelangt.
Bestimmung der Eigenformen
Analytische Methoden
1. Finite-Elemente-Analyse (FEA)
- Der häufigste moderne Ansatz
- Rotor, modelliert als Reihe von Balkenelementen mit Masse-, Steifigkeits- und Trägheitseigenschaften
- Die Eigenwertanalyse berechnet Eigenfrequenzen und entsprechende Eigenformen
- Kann komplexe Geometrie, Materialeigenschaften und Lagereigenschaften berücksichtigen
2. Transfermatrix-Methode
- Klassische Analysetechnik
- Rotor in Stationen mit bekannten Eigenschaften unterteilt
- Übertragungsmatrizen übertragen Auslenkung und Kräfte entlang der Welle
- Effizient für relativ einfache Schachtkonfigurationen
3. Kontinuierliche Strahltheorie
- Für einheitliche Wellen sind analytische Lösungen verfügbar
- Bietet geschlossene Ausdrücke für einfache Fälle
- Nützlich für Bildungszwecke und vorläufige Entwürfe
Experimentelle Methoden
1. Modaltests (Aufpralltests)
- Schlagwelle mit instrumentiertem Hammer an mehreren Stellen
- Messen Sie die Reaktion mit Beschleunigungsmessern an mehreren Punkten
- Frequenzgangfunktionen zeigen Eigenfrequenzen
- Aus relativen Antwortamplituden und -phasen extrahierte Modusform
2. Messung der Betriebsschwingform (ODS)
- Messen Sie die Vibrationen während des Betriebs an mehreren Stellen
- Bei kritischen Geschwindigkeiten nähert sich ODS der Modusform an
- Kann mit Rotor vor Ort durchgeführt werden
- Erfordert mehrere Sensoren oder eine mobile Sensortechnik
3. Näherungssonden-Arrays
- Berührungslose Sensoren an mehreren axialen Positionen
- Wellendurchbiegung direkt messen
- Beim Anfahren/Auslaufen zeigt das Verformungsmuster die Eigenformen
- Genaueste experimentelle Methode zum Bedienen von Maschinen
Variationen und Einflüsse der Eigenform
Auswirkungen der Lagersteifigkeit
- Starre Lager: Knoten an Lagerstellen; Eigenformen stärker eingeschränkt
- Flexible Lager: Signifikante Bewegung an den Lagerstellen; Eigenformen stärker verteilt
- Asymmetrische Lager: Unterschiedliche Eigenformen in horizontaler und vertikaler Richtung
Geschwindigkeitsabhängigkeit
Bei rotierenden Wellen können sich die Eigenformen mit der Geschwindigkeit ändern, und zwar aus folgenden Gründen:
- Kreiseleffekte: Ursache für die Aufspaltung der Moden in Vorwärts- und Rückwärtswirbel
- Änderungen der Lagersteifigkeit: Flüssigkeitsfilmlager versteifen sich mit zunehmender Geschwindigkeit
- Fliehkraftversteifung: Bei sehr hohen Geschwindigkeiten erhöhen die Zentrifugalkräfte die Steifigkeit
Vorwärts- vs. Rückwärtswirbelmodi
Bei rotierenden Systemen kann jeder Modus in zwei Formen auftreten:
- Vorwärtswirbel: Die Wellenumlaufbahn dreht sich in die gleiche Richtung wie die Wellenrotation
- Rückwärtswirbel: Die Umlaufbahn dreht sich entgegengesetzt zur Wellendrehung
- Frequenzaufteilung: Kreiseleffekte führen dazu, dass Vorwärts- und Rückwärtsmodi unterschiedliche Frequenzen haben
Praktische Anwendungen
Designoptimierung
Ingenieure verwenden die Eigenformanalyse, um:
- Positionieren Sie die Lager, um die Eigenformen zu optimieren (vermeiden Sie Schwingungsbäuche an den Lagerstellen).
- Bemessen Sie die Wellendurchmesser so, dass die kritischen Drehzahlen außerhalb des Betriebsbereichs liegen
- Wählen Sie die Lagersteifigkeit, um die modale Reaktion günstig zu gestalten
- Fügen Sie an strategischen Stellen Masse hinzu oder entfernen Sie sie, um die Eigenfrequenzen zu verschieben
Fehlersuche
Wenn übermäßige Vibrationen auftreten:
- Vergleichen Sie die Betriebsgeschwindigkeit mit den vorhergesagten kritischen Geschwindigkeiten aus der Modusformanalyse
- Erkennen, ob der Betrieb in der Nähe einer Resonanz erfolgt
- Bestimmen Sie, welcher Modus angeregt wird
- Wählen Sie eine Änderungsstrategie, um den problematischen Modus von der Betriebsgeschwindigkeit weg zu verschieben
Modale Balance
Modale Ausgewogenheit für flexible Rotoren erfordert das Verständnis der Eigenformen:
- Jeder Modus muss unabhängig ausgeglichen werden
- Korrekturgewichte werden verteilt, um den Modusformmustern zu entsprechen
- Gewichte an Knoten haben keinen Einfluss auf diesen Modus
- Optimale Korrekturebenen an den Schwingungsbäuchen
Visualisierung und Kommunikation
Die Eigenformen werden typischerweise wie folgt dargestellt:
- Durchbiegungskurven: 2D-Diagramme, die die seitliche Auslenkung im Vergleich zur axialen Position zeigen
- Animation: Dynamische Visualisierung der oszillierenden Welle
- 3D-Renderings: Für komplexe Geometrien oder gekoppelte Modi
- Farbkarten: Durch Farbcodierung angezeigte Ablenkungsgröße
- Tabellarische Daten: Numerische Werte der Durchbiegung an einzelnen Stationen
Gekoppelte und komplexe Eigenformen
Lateral-Torsionskupplung
In einigen Systemen sind Biege- (lateral) und Drehmodi (Torsionsmodi) gekoppelt:
- Tritt bei Systemen mit nicht kreisförmigen Querschnitten oder versetzten Lasten auf
- Die Eigenform umfasst sowohl seitliche Auslenkung als auch Winkelverdrehung
- Erfordert eine anspruchsvollere Analyse
Gekoppelte Biegemodi
In Systemen mit asymmetrischer Steifigkeit:
- Horizontale und vertikale Modi werden gekoppelt
- Die Eigenformen werden elliptisch statt linear
- Häufig in Systemen mit anisotropen Lagern oder Stützen
Standards und Richtlinien
Mehrere Normen befassen sich mit der Analyse der Eigenformen:
- API 684: Richtlinien für die Rotordynamikanalyse einschließlich der Berechnung der Eigenform
- ISO 21940-11: Referenzen zu Eigenformen im Kontext des flexiblen Rotorausgleichs
- VDI 3839: Deutscher Standard für flexibles Rotorauswuchten unter Berücksichtigung modaler Aspekte
Beziehung zu Campbell-Diagrammen
Campbell-Diagramme zeigt die Eigenfrequenzen im Vergleich zur Geschwindigkeit, wobei jede Kurve einen Modus darstellt. Die mit jeder Kurve verbundene Eigenform bestimmt:
- Wie stark Unwucht an verschiedenen Stellen diesen Modus anregt
- Wo Sensoren für maximale Empfindlichkeit platziert werden sollten
- Welche Art der Ausgleichskorrektur ist am effektivsten?
Durch das Verständnis der Eigenformen werden aus der Rotordynamik abstrakte mathematische Vorhersagen in physikalische Erkenntnisse über das Verhalten realer Maschinen umgewandelt. Dies ermöglicht eine bessere Konstruktion, eine effektivere Fehlerbehebung und optimierte Auswuchtstrategien für alle Arten rotierender Geräte.